Braucht ein MOOC Didaktik? JA, klar!

Ich habe diese Woche die Beiträge zur Didaktik interessiert verfolgt und glaube am Ende der Woche, dass die Antwort auf die Frage, ob ein MOOC Didaktik braucht/inherent hat oder nicht, einfach auch viel damit zusammen hängt, wie derjenige, der sich die Frage stellt und auf sie antwortet, Didaktik versteht und für sich definiert.

Didaktik oder Kursdesign?
Es scheint mir einerseits eine Herausforderung zu sein, Didaktik z.B. von Kursdesign abzugrenzen. Für mich ist das Kursdesign z.B. ein wenig kleiner, konkreter, eher Teil der didaktischen Überlegungen die Didaktik grösser und umfasst z.B. auch die Definition und Ausrichtung auf die Zielgruppen, die man adressieren will – auch wenn dann ggf. andere teilnehmen, als man anfangs dachte 😉

(Persönl. Anmerkung: So habe ich persönlich das z.B. im OPCO11 erlebt, so dass ich mich dann auf die neue, anwesende bzw. zumindest sichtbare Zielgruppe einstellen musste und auch wollte. Das war aber eine Lernkurve für mich. Es war ja auch der erste MOOC im deutschsprachigen Raum, daher wussten wir ja wirklich nicht, wer teilnehmen wird und was auf uns zukommt ;-))

Die „Lerntheorie“ des Veranstalters
Die größere Frage liegt aber eher in der Vorstellung von Lernen, wie z.B. Reich zur Unterscheidung der x und cMOOCs deutlich macht: Welche Annahme oder Überzeugung habe ich dahingehend, „ob man Wissen und Inhalte an Lernende liefern kann oder ob sie dieses selbst erarbeiten müssen“. D.h. die grundlegende Haltung des Veranstalters diesbzgl. wirkt sich auf seine Auffassung des Begriffs Kursgestaltung, Didaktik und seine eigene Rolle aus (s. z.B. die Übersetzung des Beitrag von Stephen Downes: Über MOOCs und das Aushandeln von Dörte Giebel, der diese Haltung bezgl. der von Downes durchgeführten cMOOCs gut deutlich macht.)

Didaktische Konzeption von MOOCs
Ob man es nun die didaktische Konzeption nennt, oder den Didaktik-Begriff im Kontext eines cMOOCs ablehnt und ihn zur didaktikfreien Zone erklärt,.. nichtsdestotrotz sind bestimmte Fragen zu klären, die ich durchaus als Didaktik eines MOOCs bezeichnen würde, sie jedoch auch gerne anders nennen kann. Zumindest stellten sich mir die folgenden Fragen:

  • Ziele und Zielgruppen
  • Inhalt/Themen
  • Kursstruktur (Inhaltlicher Aufbau, Taktung, …)
  • Betreuung und Moderation
  • Medienwahl
  • … to be continued …


1. (Lern/Lehr)Ziele und Zielgruppen
Eine zentrale Fragestellung der didaktischen Konzeption von MOOCs ist für mich die Definition einer Zielsetzung. Die kann mehr oder weniger offen und konkret sein. Das ist für mich z.B. auch einer der Unterschiede zwischen xMOOCs und cMOOCs (auch wenn einige hier im MMC13 diese Unterscheidung für unwichtig erklären, mir hilft sie immer wieder die Bandbreite der MOOCs zu sehen. Zudem unterscheide ich sie nicht hart, sondern sehe die MOOC Ausprägungen in einem Kontinuum.).

Man plant keinen cMOOC
Am Ende plant man ja nicht „Ich mache einen xMOOCs“ oder „Ich mache einen cMOOC“, sondern man plant eine mehr oder weniger konkrete Ausformulierung von Lernzielen und trifft andere Entscheidungen zur Umsetzung des Kurses und heraus kommt eine bestimmte MOOC-Ausprägung – so rum und nicht umgekehrt.

Zurück zu den Lernzielen (wir können sie auch gerne Lehrziele nennen, wie einige anmerkten, damit kann ich mich durchaus anfreunden). Was man aber mit den Zielen definiert ist, was man den Lernenden anbietet, hier lernen zu können. Und das kann mehr oder weniger konkret sein. In xMOOCs ist es sicher konkreter ausgeprägt und genau das unterscheidet auch einen x von einem cMOOC, es ist wie ein Versprechen: „Wenn Du jede Woche hier mitlernst und alle Aufgaben machst und die entsprechende Voraussetzung mitbringst, kannst du das und das gelernt haben.“

Die Kritik, die Schulmeister z.b. daran äußert ist, dass bei den grossen Teilnehmerzahlen der xMOOCs keine differenzierte Analyse der Teilnehmervoraussetzungen vorgenommen wird und der Kursinhalt und Lernanforderungen auf eine relativ heterogene Masse an Lernenden geworfen wird, ohne Unterschiede im Sinne von Einstiegen, Abholen, Betreuung, Lernverlauf usw.

In den cMOOCs ist es etwas anders: Mögliche Lernziele und Wissens- oder Kompetenzzuwächse der Lernenden werden viel offener gelassen, d.h. es wird eingeplant, dass Lernende selbst bestimmen, wie viel sie lernen, wie viel sich sich einbringen, was sie lernen wollen usw. und auch, dass sie Einfluss auf die Kursgestaltung nehmen.

Überlegt man es sich genau, machen das die xMOOC-Maker ja im Prinzip auch, d.h. sie sehen ja sicher voraus, dass nicht alle 10.000, 160.000 oder 225.000 Teilnehmenden das von ihnen als möglich definierte Lernziel erreichen werden, da viele aussteigen werden und auch nie vorhatten, den Kurs wirklich abzuschliessen und alle Aufgaben mitzumachen, aber der Kursverlauf ist eben auf eine Gruppe ausgerichtet: auf die, die den Kurs abschliessen wollen. Auf andere Ziele der Teilnehmenden, Ein- und Ausstiege wird weniger eingegangen … in einem cMOOC dagegen könnte ein Veranstalter durchaus mal an einen Teilnehmenden schreiben „Schön, dass Du wieder da bist“.

D.h. cMOOCs nehmen heterogene Lernziele seitens ihrer Teilnehmenden, heterogene Voraussetzungen, Teilnahmeintensitäten vielmehr in Kauf bzw. noch viel mehr wollen sie, planen sie ein, fördern sie, unterstützen dies wie z.B. die Einführung von Badges im OPCO12 zeigte, die Umfrage (Wie wollt Ihr teilnehmen?) im MMC13 und die explizite Aufforderung an die Teilnehmenden, sich eigene Lernziele zu definieren auf den Webseiten vieler cMOOCs zeigen.

Und trotzdem hat der Veranstalter eines cMOOCs eine Idee, was die Teilnehmenden in seinem Kurs lernen können oder besser könnten, anders würde man gar keinen Kurs anbieten, hätte man nicht die Motivation dazu. Dies bringt uns in die Gegend der (und von Jasmin diese Woche eingebrachte, in mir schwang das Wort auch schon die ganze Woche) Ermöglichungsdidaktik, die übrigens inzwischen schon ein fester Begriff in der didaktischen Fachdiskussion geworden ist.

Was Kursveranstalter dann im Sinne einer Kursgestaltung machen ist: Lernanlässe schaffen, Ausgangspunkte, Startpunkte, an denen Lernen stattfinden kann, von denen es ausgeht, zu denen es ggf. im Sinne einer mitgeteilten Reflexion auch wieder zurückfindet.

2. Themenwahl
Neben der Themensetzung allgemein entscheidet ein MOOC-Veranstalter auch auf welchem inhaltlichen Level das Thema angegangen wird: Ist er für Anfänger, Einsteiger oder eher für Fortgeschrittene gedacht? Gibt es Voraussetzungen für die Teilnahme – neben der Medienkompetenz z.B. inhaltliche. Müssen z.B. die Teilnehmenden im MMC13 an einem MOOC vorher teilgemommen haben? Das Funkkolleg Wirklichkeiten 2.0 hat z.B. ganz andere Zielgruppen als der OPCO11 und OPCO12 und setzt ganz andere inhaltliche Vorkenntnisse voraus (auch andere in Bezug auf die Medienkompetenz). D.h. die Wahl der Themen und Inhalte korreliert natürlich auch mit dem Level, auf dem das entsprechende Thema angegangen wird und wirkt z.B. auf die bereitgestellten Literaturtipps, die Wahl der Referenten, Niveau der Eingangsstatements usw..

3. Kursstruktur

Zentralisierung/Dezentralisierung: Kursstruktur im Sinne einer „Breite“
Ein MOOC-Maker hat schon eine Vorstellung davon, wie sich Teilnehmende beteiligen können und wie er mit diesen Beteiligungen umgeht. Während in xMOOCs die Teilnehmenden sich in Foren organisieren und die Rückkopplung an einen zentralen Ort eher weniger stattfindet, so bemühen sich die cMOOC-Maker manchmal, diese Breite in Sachen Inhalt aber auch Tools und die vielen dezentralen Beteiligungs“orte“ an einem zentralen Ort sichtbar zu machen. D.h. es wird nicht eine zentrale Lernplattform eingesetzt, aber über z.B. Aggregratoren, einen Twitterkanal u.a. versucht, einen Überblick über das in die Breite gehende Kursgeschehen anzubieten.

Ein MOOC-Maker trägt im Laufe des Kursgeschehens selbst zur Breite eines MOOCs bei, wenn er Tutorials für Tools bereitstellt, auf verschiedene „Ort“ hinweist, sich selbst dort einbringt oder gar eröffnet versus wie z.B. in xMOOCs diese ggf. ignoriert und nicht verfolgt. Und gerade die Konsolidierung und Schaffung von Verhaltensweisen im MOOCs (z.B. alle melden neue Meldungen in Twitter, im Blog des Veranstalters) nicht im Sinne von Vorschriften, sondern eher im Sinne einer Mediensozialisisation nach Gil Salmon, z.B. durch das Vormachen von Verhaltensweisen, Aufrufen und Schaffung solcher Orte, wie auch durch Bereitstellung von Konsolidierungstools trägt zur Verdichtung dieser Breite wieder bei. So kann durch die Bereitstellung von Übersichten usw. wieder Überblick über die Breite gegeben werden.

Inhaltliche Sequenzierung
Ein weiterer Aspekt der Kursstruktur ist die Sequenzierung der Inhalte (oftmals als Wochenthemen realisiert): Bauen Inhalte aufeinander auf oder stehen sie eher nebeneinander und erlauben jederzeit Ein- und Ausstiege um z.B. zu ermöglichen, dass sich Teilnehmende nur ein Thema raussuchen, an dem sie teilnehmen – so waren z.B. OPCO11, OPCO12 und Funkkolleg angelegt. Mir teilten sogar einige Teilnehmende mit, dass sie auf „hintere“ Themen im OPCO12 warteten, die sie mehr interessierten.

xMOOCs bauen inhaltlich oft mehr sequentiell aufeinander auf, d.h. Inhalte in der Woche 5 bauen ggf. auf Inhalte in den Wochen 1-4 auf und wer da nicht mitgelernt hat, kann die Inhalte in Woche 5 nicht verstehen.

Doch nicht dass man jetzt denkt „xMOOC = aufeinander aufbauende Wochenthemen“, „cMOOC = nicht aufeinander aufnauende Themen“, NEIN: es gibt durchaus auch cMOOC mit einer aufeinander aufbauenden inhaltlichen Gestaltung der Themen, nur die xMOOCs zeichnen sich bisher eher durch dieses Kennzeichen aus.

-> s. dazu auch mehr hier: Eine Frage des Kursdesigns: Sequenzierung der Inhalte?

Egal, ob cMOOC oder xMOOC, Sie als Kurs-Maker entscheiden, wie Sie das haben wollen. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst machen, dass es eine Wirkung auf die Teilnahmeoptionen und das -verhalten hat (kann man später einsteigen, ein-, aus- und wieder aussteigen, was ist, wenn man es mal eine Woche nicht schafft usw.)

Zeitliche Taktung
Dies bringt uns zur zeitlichen Taktung: wie schnell folgen die Themen aufeinander? Üblich sind oftmals ein wochenweiser Wechsel der Themen, in manchen Fällen auch zweiwöchentlich. Die Taktung hat einen wesentlichen Einfluß auf eine Teilnahmevoraussetzung: deren Zeit.

Gerade für xMOOCs wurde bemängelt, dass eine zu schnelle zeitliche Taktung, die Teilnahme erschwert (s. Kritik an xMOOCs). cMOOcs leiden eher unter dem Problem der „Breite“ z.B. der entstehenden Orte, genutzten Tools, usw. denn an der zeitlichen Sequenz, trotzdem kann es für einen cMOOCs voreilhaft sein, etwas mehr Zeit zu lassen je Thema, mit der „Gefahr“, dass dann noch mehr Inhalte entstehen und die Teilnehmenden überfordern, wenn sie nicht die Kompetenz einbringen oder lernen, sich zu fokussieren.

Gestaltung einer Themeneinheit
Auch die Frage, wie genau eine einzelne Themeneinheit (z.B. Woche) gestaltet wird, ist eine didaktische Entscheidung. Gibt es Inputs, wenn ja, wie viele, mit welchem Ziel, in welchem Format, an welcher Stelle…?

So haben wir z.B. im OPCO11 und OPCO12 die Videosessions mit den Experten bewusst nicht an den Anfang der Themenwoche gelegt, so dass die Teilnehmenden sich erst mal einbringen können, das Thema eröffnen, und nur einen Blogpost zur Eröffnung unsererseits bereitgestellt.

Zu entscheiden sind auch Fragen wie:

  • Wie viele Newsletter verschicke ich (wir haben z.B. nur die Zusammenfassung, nicht die Eröffnung als Newsleter verschickt),

  • Publiziere ich alles, was im Newsletter ist auch nochmals im Kusblog/Wiki o.ä.,
  • wie oft und zu was schreibe ich Mails…, schreibe ich eine Mail zu jeder Aktion?
  • Kann der Teilnehmende hier unterschiedliche Optionen einstellen (-> dies wirkt sich auf die Medienwahl aus: welche Medien brauche ich, um das anzubieten)?
  • Wie findet die Konsoludierung statt? Verweise ich aktiv auf Beiträge oder nur per Aggregator? Wenn ich aktv verweise: in welchem Medium (Kursblog/Wiki, Twitter) usw.

Beispiel einer Kursstruktur (nur für Woche 1)

MOOC_Design2

Kursdauer
Für die Entscheidung über die Gesamtdauer des Kurses spielt die Menge an Themen und zeitliche Taktung eine wichtige Rolle. es kann sein, man entscheidet erst über die Kursdauer und dann über die Themen (i S. Aspekte eines Oberthemas), die man in der Zeit abdecken kann oder man entscheidet erst über die Themen und Dauer je Thema und daraus ergibt sich dann die Kursdauer.

Bei xMOOCs spielt sicher auch die Menge an Themen/Wochen die man braucht, um ein Lernziel zu erreichen (dessen Erreichung zu ermöglichen), bei cMMOCs die Bandbreite/Facetten eines Themas, das man abdecken möchte.

… to be continued … work in progress…

Ausblick:

  • Betreuung, Moderation
  • Medienwahl

… daraus abzuleiten: Aufgaben von Veranstalters; Beteiligugsformen usw….

8 Kommentare zu „Braucht ein MOOC Didaktik? JA, klar!

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