MOOCs und Hochschulen – Beeinflussen die Ressourcen die Didaktik?

Einige der im Interview mit Checkpoint eLearning von Prof. Scheer geäußerten Gedanken kann ich ja durchaus nachvollziehen, wenn ich persönlich auch eher dem cMOOC Lager zuzurechnen bin 😉 Aber die Idee, Inhalte, die an Hochschulen entstehen, in der Weiterbildung einzusetzen, treibt mich ja schon eine Weile um (s. z.B. hier).

Denn ich sehe auch das Problem an meiner eigenen Universität, wie schwer es ist, Hochschullehrende dazu zu bewegen, Weiterbildungskonzepte zu entwickeln, die sie mit weiteren Präsenzstunden verpflichten und damit zusätzlich belasten.

Synergien?
Wenn aber Inhalte, die sowieso entstehen, begleitet mit einem geeigneten Betreuungskonzept als Weiterbildung angeboten werden, kommen wir auch besser dem aktuell wahrnehmbaren Bedarf der Studierenden nach einer Flexibilisierung im Studium und auch Teilzeitstudiengängen nach. So bieten wir beispielsweise schon Veranstaltungen an, in denen die Vorlesungen als Aufzeichnung auch im Netz bereit gestellt werden, die Tutorientermine, in denen die Vorlesungsinhalte diskuriv bearbeitet werden, jedoch bis zu einem gewissen Anteil Pflichttermine sind (bestimmte Termine müssen besucht werden).

Blended MOOCs
Das sind Ideen, die sich auch rund um die Blended MOOCs entwickelt haben, in denen wir beispielsweise Präsenztreffen begleitend zu den MOOCs OPCO11 und OPCO12 angeboten haben. Hier sind wir also konzeptionell umgekehrt vorgangen: Wir haben Präsenztermine zu einem geplanten MOOC dazu angeboten, während wir in dem anderen Fall Vorlesungen als Aufzeichnung anbieten und nur noch das Tutorium als teilweise verpflichtenden Anteil deklarieren.)

Vorlesungsaufzeichnungen an Hochschulen als Katalysator für MOOCs
Die Ideen zu MOOCs entsteht oftmals bei genau den Hochschullehrenden, die ihre Vorlesungen aufzeichnen (lassen). Das kann einerseits darin liegen, dass diese Akteure die sind, die sowieso innovativ sind, zum anderen kann sein, dass sie durch die Aufzeichnung auch beginnen, in Frage zu stellen, ob es ein so gutes Format ist, 400 -1.000 Menschen zu beschallen, wenn diese ja auch die Aufzeichnung anschauen können. Und aus solchen Optionen und Überlegungen entwickeln sich dann Konzepte wie Flipped Classroom und eben auch die Ideen zu den MOOCs (s. Video zu ‚flipped classroom‘ mit C. Spannagel).

Dies spiegelt sich übrigens auch gerade in der Printpresse wieder, wo Journalisten gerade beginnem, sich mit MOOCs vertraut zu machen und das Thema an Hochschulen oft in großer Nähe mit den Vorlesungsaufzeichnungen diskutieren (s. z.B. Spiegel, FAZ & Co.).

Und ich stelle zur Zeit oftmals mit Überraschung fest, dass die Hochschullehrende, die zwar ihre Vorlesung bei uns aufzeichnen lassen, aber sich darüberhinaus bisher nie für eLearning interessierten, ein plötzliches Interesse an den MOOC-Konzepten bekunden.

MOOCs als Türöffner in die Weiterbildung für Hochschulen?
Darüberhinaus können MOOCs für Hochschulen tatsächlich als Türöffner in die Weiterbildung dienen, da Hochschulen mit ihren Vorlesungen einfach extreme „Contentquellen“ und dauernd Contentproduzierende sind.

Die amerikanischen Vorbilder sind „Elite“
Ich nehme da zur Zeit Interesse von Hochschullehrenden wahr, einen MOOCs anzubieten, die bisher nur wenig Interesse an Weiterbildung und eLearning zeigten. Dass die in der Presse bekannten (x)MOOcs vor allem von den amerikanischen Elite-Universitäten wie Stanford, Harvard, Princeton usw. angeboten wird, nützt da dem Konzept. Gerade dass es die amerikanischen Kaderschmieden sind, macht das Konzept attraktiv und überlegenswert – dazu kommt natürlich die heite einfach mögliche technische Umsetzung und die Zugangsmöglichkeit für die Zielgruppen.

Betreuungskonzept als Voraussetzung
Als Herausforderung sehe ich da das Betreuungskonzept genau zu planen und dann auch personell zu stemmen.. dessen Fehlen wurde ja zum Teil gerade als Kritik an den xMOOCs genannt … neben der mangelnden Vernetzung und Kommunikation aus dem cMOOC Lager. Doch dies genau zu stemmen, sehe ich als die grosse Herausforderung und da wäre es mal hilfreich, noch mehr Zahlenmaterial zu erhalten. Denn das umsetzbare didaktische Konzept hängt letztendlich auch von den Reesourcen ab.
(übrigens nicht bei allen xMOOCs mangelt es an Betreuung, s. z.B. das Lob eines Teilnehmenden zum openHPI).

Didaktik meets Money
Dies sind also Fragen, wo sich die Themenwochen Didaktik und Geschäftsmodelle am Ende treffen, denn die Betreuung muss bezahlbar sein. Im Geiste habe ich mit Jochen Robes am MO auch schon mal erste Ideen für mögliche Geschäftsmodelle überlegt, was „offen“ sein kann und was nicht, (s. dazu auch Scheers Hinweis in seinem Interview:

„Zudem sind die Angebote zunächst kostenfrei, es sei denn, man wünscht ein Zertifikat als Nachweis, dann sind dafür entsprechende Zertifikatsgebühren zu entrichten, die den Betreibern, Hochschulen und Dozenten die Kosten decken.“

… doch das überlassen wir dann der Geschäftsmodellwoche. Lassen wir uns erst mal fröhlich auf die Didaktik sein… im Hinterkopf haltend, dass MOOCs auf Dauer nicht Zuschussgechäft der Anbieter sein können, wie sich auch in einer Frage auf den Diskussionsseiten der Fernstudiumsanbieter abzeichnete:

„Dazu muss man natürlich sagen, dass wir uns als Anbieter von Lehrgängen, die man bezahlen muss, viel mehr auf einem echten „Markt“ bewegen (müssen).

es da natürlich die Frage ist, was „haben“ die Initiatoren bzw. die Sponsoren davon, wenn sie dieses Projekt ins Leben rufen und es (finanziell oder mit „Manpower“) unterstützen.

In dieses Projekt gehen ja doch eine ganze Menge Ressourcen, die sich für den „Ressourcen-Geber“/Sponsoren ja auch irgendwie lohnen sollten. Das muss nun nicht unbedingt finanzieller „Gewinn“ sein (wie wir das als private Anbieter natürlich vor Augen haben müssen), aber halt dann ein Gewinn auf anderen Ebenen.

Worin liegt der Gewinn für die „Sponsoren“? Welche Zielgruppe/Teilnehmergruppen möchten sie deshalb besonders ansprechen, um diesen „Gewinn“ zu erreichen?“

Und sicher eine Frage, die sich das Team rund um Scheer vor der Themenwahl ihrer beiden MOOCs auch stellte.

Die Frage, die sich für mich da auch stellt, wie schwer wiegen Ressourcenaspekte auf die Themenwahl und beeinflusst die Ressourenausstattung die Didaktik eines Kurses?

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